Kaugummis – kein Ersatz fürs Putzen
Sind Zahnpflegekaugummis tatsächlich besser für die Zähne als andere Kaugummis?
Ja, sagt Prof. Dr. Adrian Lussi. Der Grund ist, dass Zahnpflegekaugummis zuckerfrei und stattdessen mit Zuckeraustauschstoffen gesüsst sind. Sie lösen damit keinen Säureangriff auf die Zähne aus. Bakterien im Zahnbelag (auch Plaque oder Biofilm genannt) bauen Zucker zu Säure ab, was dem schützenden Zahnschmelz Mineralstoffe entzieht. So entsteht das «Loch», der Kariesschaden.
Reinigen Zahnpflegekaugummis die Zähne?
Nein. Zwar hat Kaugummikauen eine gewisse mechanische Einwirkung auf den Zahnbelag, es entfernt ihn aber nicht. Dies gelingt nur mit einer Hand- oder elektrischen Zahnbürste. Deshalb empfehlen wir, mindestens zweimal täglich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta für jeweils mindestens 2 Minuten zu putzen. Kaugummikauen kann dies keinesfalls ersetzen.
Macht es Sinn, Kaugummi zu kauen, wenn ich mir die Zähne nicht putzen kann?
Ja, gerade wenn Sie unterwegs sind, haben Sie vermutlich keine Zahnbürste und Zahnpasta zur Hand. Regelmässiges Kauen von zuckerfreiem Kaugummi trägt zur Kariesprophylaxe bei und ist deshalb insbesondere nach den Mahlzeiten ratsam. Der Grund: Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi nach dem Essen regt den Speichelfluss an, der zahnschädliche Säuren neutralisiert, Nahrungsreste aus der Mundhöhle spült und die Zahnsubstanz mit Mineralstoffen versorgt. Wird der Speichelfluss nach dem Essen oder Trinken regelmässig angekurbelt, sinkt das Kariesrisiko. Dies belegen aktuelle wissenschaftliche Studien. Demzufolge empfiehlt die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung das Kauen zuckerfreien Kaugummis nach Mahlzeiten – neben zweimaligem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta und möglichst geringem Zuckerkonsum – als eine von drei Massnahmen, die jeder täglich in Eigenregie umsetzen kann.
Was ist Xylit? Stimmt es, dass Kaugummis, die Xylit enthalten, besonders zahnfreundlich sind?
Xylit (engl. Xylitol) ist ein Zuckeraustauschstoff, der fast die gleiche Süsse wie der Haushaltszucker besitzt. Die Bakterien in der Mundhöhle (bzw. die Plaque) können Zuckeraustauschstoffe nicht abbauen – es entsteht also keine Säure. Einige Studien deuten darauf hin, dass Xylit die Zahl bestimmter, schädlicher Bakterien reduziert und verhindert, dass sie sich an den Zahnoberflächen festsetzen. In Fachkreisen wird deshalb diskutiert, ob Xylit «besser» als andere Zuckeraustauschstoffe sei. Andere Studien konnten diese Effekte jedoch nicht eindeutig nachweisen. Entscheidend ist: Mit dem Kauen von Kaugummis aktivieren wir die physiologischen Speichelschutzfaktoren.
Einige Zahnpflegekaugummis versprechen weissere Zähne.
Das würde ich eher als Märchen bezeichnen. Sonst müssten die Kaugummis spezielle Inhaltsstoffe enthalten, die abrasiv wirken, und wären aus diesem Grund nicht zu empfehlen. Allerdings können zuckerfreie Kaugummis Zahnverfärbungen vorbeugen. Denn sie erhöhen den Speichelfluss und können dadurch verhindern, dass sich Farbstoffe, die in bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln wie Tee, Kaffee, Nikotin, Brombeeren, Heidelbeeren etc. enthalten sind, an die Zahnbeläge anlagern.
Quelle: SSO zahninfo, Nr. 4/19
